Letztes Wochenende haben wir den ersten Geburtstag unserer Tochter gefeiert. Kaum zu glauben, dass wir sie bereits ein ganzes Jahr kennenlernen durften. Alles fühlt sich so vertraut an. Und doch ist jeder Tag ein großes Abenteuer: was wird sie heute wieder Neues dazulernen? Wird sie ein neues Wort sagen? Wird sie mehr Nähe brauchen weil etwa ein weiterer Zahn kommt oder eine Entwicklungsphase sie fordert?
Der Alltag als Mama ist herausfordernd und manchmal fühlt es sich richtig schwer an für mich. Mein Streben alles immer perfekt machen zu wollen steht mir häufig im Weg. Ich möchte weiter sein in meiner Entwicklung. Aber dann stelle ich mir die eine Frage: Wäre es nicht extrem schade, wenn mich meine Tochter nur „perfekt“ sehen würde?
Das Scheitern ist vielmehr ein ganz wichtiges Element, wenn es darauf ankommt eine Beziehung zu bauen.
Es geht nicht darum sich immer richtig zu verhalten. Aber wie ich reagiere, wenn ich etwas falsch gemacht habe ist das Ausschlaggebende. Fast jeden Tag mache ich Fehler, bin zu ungeduldig oder agiere mit Ärger. Aber an jedem dieser Tage bitte ich auch um Vergebung. Meine Tochter mag das Konzept der Vergebung noch nicht völlig erfassen, aber sie wird ganz bestimmt Freude in meinen Augen sehen und spüren, dass ich es ernst mit ihr meine. Sie wird außerdem sehen, dass ich danach auch mit mir selbst wieder liebevoller umgehe und mich keine Schuldgefühle plagen.
Manchmal könnte der Eindruck entstehen, das Eltern-Sein sei etwas Abgeschlossenes. Man liebt es entweder oder man plagt sich. Aber ich denke, dass es so wichtig ist zu verstehen: Eltern-Sein ist eine Übung! Wir sind in einem gemeinsamen Lernprozess und Scheitern bringt uns die kostbare Möglichkeit, unsere Beziehung nur stärker zu machen. Um Verzeihung zu bitten kann zuerst schwer fallen, aber wenn wir es als fixen Bestandteil in unsere Familienkommunikation eingebaut haben, bringt es so viel Frieden mit sich.
In meinem ersten Jahr als Mama habe ich gelernt: Ich will mein Scheitern als Chance sehen und viele schöne Momente der Vergebung erleben. Ich will mir selbst mehr Gnade geben und vertrauen, dass ich jeden Tag ein Stück weitergehen kann! Selbst wenn es sich so anfühlen mag als wäre ich einen Schritt zurückgefallen. Am Ende des Tages zählt weniger was ich alles getan habe, sondern vielmehr wer ich für meine Tochter bin. Und ich möchte ein Ort sein, an dem sie Sicherheit, Annahme und Vergebung erfährt.