Mehr als ein Kind lieben?
Diese Frage stellte ich mir, als ich mit meinem zweiten Sohn letztes Jahr schwanger war. Ich war unseren Großen ja so sehr gewöhnt und konnte mir in diesem Moment nur schwer vorstellen, dass es da noch jemanden geben wird.
Es kamen auch viele Ängste in mir hoch. Wie kann ich für alle Beide da sein? Wenn es ja bei einem Kind manchmal schon so scheint, als könnte er noch mehr Aufmerksamkeit und Liebe gebrauchen. Wie stelle ich sicher, dass keiner zu kurz kommt? Kann ich meine Söhne gleich lieben?
In dem Moment als ich unseren Kleinen das erste mal in den Händen hielt kam mir dieser bekannte Spruch in den Kopf: „Liebe verdoppelt sich, wenn wir sie teilen.“
Unterschiedliche Bedürfnisse
Doch ganz so einfach war es auf Anhieb dann nicht!
Unser kleiner Sonnenschein sah anders aus als unser Großer, er weinte anders, er schlief anders, er trank anders. Ich musste ihn erst kennenlernen. Er war nun neun Monate in meinem Bauch gewesen und nun konnte ich ihn selbst in meinen Armen halten.
Ich wollte dieses kleine Baby kennenlernen, es lieben lernen. Ich merkte, dass der Kleine ganz andere Bedürfnisse hat wie unser Großer. Der Kleine will in der Trage getragen werden und abgeschmust, gestillt werden. Der Große möchte, dass ich mit ihm auf den Kletterturm klettere und mit dem Bagger Sand spiele. In manchen Situationen werden die Bedürfnisse des einen mehr gestillt als des anderen. Und das ist auch völlig normal so. Auch als Mama kümmert man sich oft dann automatisch mehr um das Jüngere und der Papa übernimmt das Ältere Kind.
Immer wieder erinnere ich mich selbst, dass man sie nicht vergleichen kann. Sie sind beide einzigartig, wertvoll und geliebt!
Liebe ist etwas das wächst
Liebe ist etwas das wächst und sich ausbreiten möchte. Liebe ist auch eine Entscheidung, jemanden tief und innig kennenzulernen.
Ich glaube in den verschiedenen Phasen des Lebens kann es sein, dass man zu dem einen Kind eine anderen Zugang hat als zu dem Anderen. Und das ist auch okay so! Doch die tiefe Liebe für Beide bleibt gleich, auch wenn es vielleicht manchmal herausfordernd ist! Wir dürfen dabei offen mit unseren Gefühlen umgehen. Wichtig ist vor allem, dass wir unsere Liebe zu ihnen ausdrücken lernen und sie kennenlernen. Kinder nehmen unsere Liebe so stark war. Es ist ein dickes Band, das uns verbindet!
Mein Mann und ich haben vor einigen Jahren den Klassiker „Die fünf Sprachen der Liebe von Gary Chapman“ gelesen. Den gibt es auch für die Kinder und hat total weitergeholfen. (Weiterempfehlung - Keine Werbung)
Ich blicke nun ein halbes Jahr zurück und merke, dass die Liebe für meinen Kleinen von Anfang an da war, aber tiefer geworden ist. Auch die Liebe zu meinem Großen ist weiter gewachsen! Was mir aber auch so viel Freude bereitet ist zu sehen, wie die beiden Brüder auch einander lieben lernen!